Gesellschaft

Welche Hürden stellt die Gesellschaft den Potenzialen Älterer in den Weg?

Das Stigma des Alters ist ein gesamtgesellschaftliches Problem

Verarmung im Alter stellt eine der zentralen Herausforderungen für unsere Gesellschaft dar. Als von Armut gefährdet gelten in Europa Menschen, die monatlich weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens zur Verfügung haben, in Deutschland etwa 900 Euro. Gut 20 Prozent der Menschen zwischen 55 und 64 Jahren sind somit hierzulande armutsgefährdet. So ist es kaum verwunderlich, dass über 250.000 Deutsche trotz Rentenbezug ergänzend Sozialhilfe zum Lebensunterhalt in Anspruch nehmen; ihre Dunkelziffer wird vom Paritätischen Gesamtverband auf drei Millionen geschätzt. Vor dem Hintergrund des fortschreitenden demografischen Wandels und leerer Rentenkassen bedeutet dies eine zusätzliche Belastung der Sozialsysteme, die Staat und Gesellschaft nicht mehr lange stemmen können.

Gleichzeitig werden die Menschen in Deutschland und in vielen weiteren OECD-Ländern immer älter, während das Renteneintrittsalter bislang kaum nach oben angehoben wurde. Dadurch steigt die Anzahl aktiver und gesunder Menschen im Alter 50 plus, die nicht mehr in den Arbeitsmarkt integriert sind. Und das obwohl ihr Fachwissen und ihre Erfahrung in einer unter Fachkräftemangel leidenden Wirtschaft dringend gebraucht werden.

Stattdessen stehen immer mehr ältere Menschen immer weniger Erwerbstätigen gegenüber. Die OECD rechnete 2014 vor, dass auf einen deutschen Rentner 2,85 Erwerbsfähige kommen. Laut ihren Prognosen wird das Verhältnis bis 2029 auf unter 1:2 sinken. Die Folgen dieser Entwicklung sind ebenso ökonomisch wie sozial fatal: Während Wirtschaft und Gesellschaft wertvolles Wissen und dringend benötigte Arbeitskraft verloren gehen, drohen Menschen im Rentenalter Armut und Ausgrenzung. Nicht mehr gebraucht zu werden, scheint zum Credo einer ganzen Generation zu werden.